Jetzt ist es also da, das staatliche Meta-Siegel für fair produzierte Kleidung. Leider ist es nicht im Ansatz das, was notwendig gewesen wäre. Wenn nicht noch im letzen Monat nachgebessert wurde, hat dieses Siegel viel zu wenig Aussagekraft:
– Der Grüne Knopf umfasst für die ersten drei Jahre nur die Nassprozesse und die Konfektion, d.h. ungefähr die Färbung und das Nähen. Die Faser- und Gewebeproduktion, also der ganze Bereich Baumwollanbau, Spinnen, Weben, ist alles nicht von dem Zertifikat betroffen. Das ist erst für in drei Jahren geplant.
– Gefordert wird in den genannten Bereichen in Sachen Gehalt nur das Zahlen des gesetzlichen Mindestlohnes. Der liegt in fast allen betroffenen Ländern bei höchstens einem Viertel des von der international-labour-organization geforderten existenzsichernden Lohnes.
– Ausnahmeregelungen davon gibt es für die Produktion in Europa. Da müssen die Sozialstandarts nicht nachgewiesen werden, da sie angeblich vorauszusetzen sind. Nach Erhebungen der Kampagne für saubere Kleidung liegt der Mindestlohn in Bulgarien und Rumänien aber genauso weit von einem existenzsichernden Lohn entfernt wie in Bangladesh. Zwangsarbeit und mangelnde Sicherheitsstandarts gibt es hier auch.
– An manchen Stellen verlässt sich das Siegel auf die Prüfung durch nicht unabhängige Unternehmen, die unzureichend kontrolliert werden. In diesem Bereich erscheint mir vieles noch sehr unklar. Eine abschließende Stellungnahme durch die, die sich in diesem Bereich seit Jahren professionell engagieren, steht noch aus. Bisher waren nicht alle Informationen einsehbar, und die Kampagne für saubere Kleidung hatte noch zu Nachbesserungen aufgerufen. Meine Befürchtung ist allerdings, dass das nicht mehr viel gebracht hat, da das Siegel unbedingt auf den Markt sollte.
Ich bin gespannt, ob und wie sich das entwickelt. Meines Erachtens braucht es keine neue Variante der freiwilligen Selbstverpflichtung sondern klare, gesetzliche Regelungen, die die Firmen für ihre Lieferkette verantwortlich machen.