Der Prophet Jesaja war schon richtig gut im Formulieren von Wahrheiten. Dazu hatte er ja auch Steilvorlagen von ganz oben. Gott lässt ihn das ausrichten: „Der Gerechtigkeit Frucht wird Friede sein.“ Ich finde das unglaublich einleuchtend: Ein Mensch, der sich gut und gerecht behandelt fühlt, wird kaum auf andere losgehen.
Für mehr Gerechtigkeit sorgen, das möchte ich mit meinem Gefairt. Fair gehandelte Kleidung darf sich so nennen, wenn für die ganze Produktionskette sichergestellt ist, dass allen Beteiligten ein existenzsichernder Lohn bezahlt wird. Das bedeutet, dass sie von dem Geld, das sie verdienen, an dem Ort, an dem sie leben, ihre Familie ernähren und gesund erhalten können, die Kinder zur Schule gehen können, sie sich auch mal etwas nicht alltägliches leisten und etwas für Eventualitäten zurücklegen können. So ungefähr lautet die Definition von „Existenzsichernder Lohn“. Der gesetzliche Mindestlohn in Indien und Bangladesh liegt etwa bei der Hälfte, und kaum ein Arbeiter bekommt ihn oder weiß überhaupt von ihm. Dazu kommen noch schlechte Arbeitsbedingungen: 8-10-Stunden-Schichten, manchmal Doppelschicht, Überstunden fast immer gefordert, natürlch unbezahlt, kein freier Tag in der Woche, kein bezahlter Urlaub, unzureichender Arbeitsschutz beim Umgang mit Giftstoffen etc. Auch diese Missstände darf es nicht geben, wenn ein Produzent das FairWear-Siegel bekommen will, Giftstoffe sind weitgehend verboten, viele setzen gleichzeitig auf Bio. Lauter gute Argumente für faire Kleidung.
Nun könnte man sagen: Was ändert sich schon durch dieses kleine bisschen Einsatz, das ist doch ein globales Problem, die ungerechte Weltwirtschaft wird dadurch kaum besser. Oder wir merken: Wenn man mal an einer Stelle anfängt, fallen einem noch tausend andere Dinge auf, die man auch alle ändern müsste, auf die man achten sollte, und man hat das Gefühl, nichts mehr zu dürfen. Und dann kann man das Leben eigentlich nicht mehr genießen, und das kann es doch auch nicht sein. Johannes Rau sagte einmal in einer Predigt: „Wer hofft, kann handeln.“ Dieses Zitat von ihm steht auch auf meinem Gefairt. Mit ihm und mit allen Christen glaube ich, dass Gott eines Tages Gerechtigkeit schaffen wird. Das, was wir heute schon dazu beitragen, wird und darf zeichenhaft bleiben. Aber nichts zu tun widerspricht dem, was Gott von uns will und was er uns zutraut. Wir können und wir brauchen die Welt nicht zu retten. Das ist seine Sache. Wir leben davon, dass er uns eines Tages vergibt, gerecht spricht. Das hat er uns in Jesus versprochen. Weil ich diese Hoffnung habe und weil ich sie weitergeben will, kann und werde ich handeln. Und ich hoffe, dass viele von euch im Rahmen dessen, was sie können, mitmachen. Lasst euch nicht frustrieren, Gott wird unsere kleinen Versuche eines Tages vollenden.
Und momentan sieht unser Handeln noch so aus: Ich geh‘ jetzt mal helfen und Kaffee kochen.